Informationen zur Methode Pferdegestützte Therapie


Was versteht man darunter?

Unter dem Begriff Pferdegestützte Therapie werden Behandlungsmethoden zusammengefasst, bei denen Pferde als therapeutische Hilfsmittel eingesetzt werden.

Die Geschichte des Pferdes als Mittel der Bewegungstherapie reicht bis ins Altertum zurück: Bereits der griechische Arzt Hippokrates (460 bis 370 v. Chr.) beschrieb die heilende Wirkung des Reitens. In ärztlichen Schriften aus dem 16. bis 18. Jahrhundert stehen meist die gesund erhaltenden und gesundheitsfördernden Aspekte des Reitens im Vordergrund, weniger die therapeutischen Möglichkeiten.
Ende der 1960er-Jahre wurde in den USA der Einsatz von Tieren im therapeutischen Bereich (pet facilitated therapy) wissenschaftlich untersucht. In Deutschland begann der Arzt Max Reichenbach 1953 das „Reiten als Therapie“ systematisch anzuwenden. Er gilt als der Begründer des modernen therapeutischen Reitens. 1970 wurde in Deutschland das „Kuratorium für Therapeutisches Reiten“ als erster Verband in diesem Bereich gegründet.
In der Schweiz entstand 1985 die Schweizerische Vereinigung für Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren (SV-HPR), unter deren Leitung die Ausbildung von Reitpädagogen stattfand. Seit 2014 nennt sich die Vereinigung „Pferdegestützte Therapie Schweiz PT-CH“. Die PT-CH bietet in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule für Gesundheit Freiburg ein berufsbegleitendes Nachdiplomstudium auf Niveau DAS (Diploma of advanced studies) für Pferdegestützte Therapie an. Heute gibt es weitere Vereinigungen wie beispielsweise die Schweizer Gruppe Therapeutisches Reiten (SG-TR), die ebenfalls Ausbildungen für Reittherapeuten und Reitpädagogen durchführen.
Angeboten werden die verschiedenen Formen der Therapie mit Pferden von Heimen, Sonderschulen, psychiatrischen Kliniken, Reitställen und Privathöfen.

Unter dem Oberbegriff „Therapien mit dem Pferd“ werden in der Schweiz drei Formen der Reittherapie zusammengefasst, die viele Gemeinsamkeiten haben: das heilpädagogische Reiten und Voltigieren, das therapeutische Reiten und die physiotherapeutisch ausgerichtete Hippotherapie. Diese drei Therapieformen unterscheiden sich zum einen in der Grundausbildung, die die Therapeuten haben, und zum anderen in der Arbeitsweise.
Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren: Diese Therapieform ist vor allem pädagogisch orientiert und zielt darauf ab, Menschen mit verschiedenen Behinderungen und Störungen in ihrer Entwicklung zu fördern. Dabei steht nicht das Erlernen des Reitens im Vordergrund, sondern die Beziehung zum Pferd. Das Pferd dient als Medium, das durch seinen Körper, sein Verhalten und seine Bewegungen zahlreiche Möglichkeiten für die therapeutische Arbeit bietet. Durch den Umgang mit dem Pferd wird der Mensch auf allen Ebenen seines Wesens angesprochen: körperlich, emotional, geistig und sozial. Reiten fördert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, sondern der Kontakt mit dem Tier schult auch die Wahrnehmung, stärkt das Selbstvertrauen und trägt zur Entwicklung von Verantwortungsbewusstsein bei. Durch das Arbeiten mit dem Pferd und in der Gruppe werden zusätzlich die Verhaltensweisen im sozialen Bereich gefördert. Voraussetzung für eine Ausbildung im heilpädagogischen Reiten und Voltigieren ist eine Berufsausbildung im pädagogischen Bereich, zum Beispiel als Lehrer, Heilpädagoge oder Kindergärtnerin.
Therapeutisches Reiten: Dieses Verfahren ist eine eher psychologisch, therapeutisch und rehabilitativ ausgerichtete Behandlungsform, die als therapiebegleitende Massnahme bei einem breiten Spektrum von Erkrankungen sowie nach Unfällen eingesetzt werden kann. Ähnlich wie beim heilpädagogischen Reiten steht dabei nicht das Reiten im Vordergrund, sondern der Umgang mit dem Pferd. Berufsgruppen, die eine Ausbildung in therapeutischem Reiten absolvieren, sind vor allem Ärzte, Psychotherapeuten, Psychologen, Krankenschwestern, Krankenpfleger oder Ergotherapeuten.
Hippotherapie bzw. Hippotherapie-K (nach der Begründerin Ursula Künzle): Hierbei handelt es sich um eine Form der Bewegungstherapie, bei der das Pferd vor allem als physiotherapeutisches Hilfsmittel dient. Die Hippotherapie kann vom Arzt als Teil einer medizinischen Behandlung verordnet und als kassenpflichtige Leistung abgerechnet werden.

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